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Aus­schrei­bun­gen:

Billig oder wirt­schaft­lich?

Wer billig kauft, kauft zweimal – sagt der Volksmund. Wie kann das ver­hin­dert werden, wenn die öf­fent­li­che Hand Projekte aus­schreibt?

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© Robert Albrecht/BDEW

 

Absackende Au­to­bah­nen, rissige Bahn­schwel­len, bröselnde Brücken und Pfusch am Bau: In vielen öf­fent­li­chen Bau­pro­jek­ten ist von Beginn an der Wurm drin. Entweder, sie werden deutlich kost­spie­li­ger und später fertig als geplant – oder die Qualität leidet. „Wer billig kauft, kauft doppelt“, sagt nicht nur der Volksmund, das ist auch das Resümee von Christian Pegel, Minister für Inneres, Bau und Di­gi­ta­li­sie­rung in Meck­len­burg-Vor­pom­mern, an­ge­sichts der chronisch män­gel­be­haf­te­ten Ost­see-Au­to­bah­nen . 

Jährlich vergibt die öf­fent­li­che Hand in Deutsch­land Aufträge mit einem Ge­samt­vo­lu­men von mehreren Hundert Mil­li­ar­den Euro, allein auf öf­fent­li­chen Bau und Stra­ßen­bau entfielen im Jahr 2021 rund 32 Mil­li­ar­den Euro. In solchen Di­men­sio­nen kann ein zu enger Fokus auf den nied­rigs­ten Preis er­heb­li­che Fol­ge­ver­lus­te mit sich bringen: Wenn Straßen oder Brücken bereits nach kurzer Zeit ungeplant saniert werden müssen, Gebäude durch Baumängel un­brauch­bar werden oder Wind­kraft- und PV-An­la­gen nicht funk­tio­nie­ren, ist guter Rat teuer – im wahrsten Sinne des Wortes. Zwar sichern sich die meisten Auf­trag­ge­ber ab, indem sie sich für solche Fälle Re­gress­for­de­run­gen vor­be­hal­ten, das ändert jedoch erst einmal nichts an der Tatsache, dass die ent­spre­chen­den Geräte, Bauwerke oder In­fra­struk­tu­ren zeitweise nicht genutzt werden können. Es stellt sich die Frage: Ist fehlende Nach­hal­tig­keit oder die Fixierung auf das billigste Angebot ein Sys­tem­feh­ler in Ver­ga­be­ver­fah­ren? Und muss es tat­säch­lich so sein, dass das billigste Angebot immer den Zuschlag bekommt?  

Stell­schrau­ben für Nach­hal­tig­keit 

Grund­sätz­lich sei die Vergabe von Aufträgen in trans­pa­ren­ten, nach­voll­zieh­ba­ren Verfahren nach den Prin­zi­pi­en der Wirt­schaft­lich­keit und Ver­hält­nis­mä­ßig­keit „un­zwei­fel­haft wichtig und alles andere als schlecht“, sagt Prof. Dr. Michael Eßig von der Uni­ver­si­tät der Bun­des­wehr München und Mitglied des Wis­sen­schaft­li­chen Beirats des Forum Vergabe e.V. in einem Interview mit dem Ver­ga­be­b­log. Denn das deutsche Ver­ga­be­recht enthält eine Vielzahl von Stell­schrau­ben, um jenseits des schieren An­ge­bots­prei­ses die Themen Qualität und Nach­hal­tig­keit in Aus­schrei­bun­gen zu verankern. So können Auf­trag­ge­ber formell Auf­trag­neh­mer aus­schlie­ßen, wenn diese in der Ver­gan­gen­heit Zah­lungs­ver­pflich­tun­gen zu So­zi­al­ab­ga­ben nicht nach­ge­kom­men sind oder gegen um­welt­recht­li­che Ver­pflich­tun­gen verstoßen haben. Sie können auch bereits im Vorfeld festlegen, dass nur Un­ter­neh­men mit gewissen Qua­li­täts- oder Um­welt­zer­ti­fi­zie­run­gen an Aus­schrei­bun­gen teil­neh­men dürfen. 

Weitere wichtige Dreh- und An­gel­punk­te sind die qua­li­ta­ti­ven Be­wer­tungs­kri­te­ri­en, die der Auf­trag­ge­ber in der Ver­ga­be­un­ter­la­gen explizit aus­for­mu­lie­ren kann. Im Ver­kehrs­we­sen kann es bei­spiels­wei­se um Qua­li­täts­vor­ga­ben wie Pünkt­lich­keit, Sau­ber­keit, Kom­mu­ni­ka­ti­on und Fahr­gast­in­for­ma­ti­on gehen, während bei Bau­vor­ha­ben Fragen der ar­chi­tek­to­ni­schen Ge­stal­tung und Zweck­mä­ßig­keit, der Einsatz (oder Nicht-Ein­satz) be­stimm­ter Ma­te­ria­li­en oder auch die En­er­gie­ef­fi­zi­enz eine Rolle spielt. Weitere qua­li­ta­ti­ve Kriterien können Aus­füh­rungs- und Lie­fer­fris­ten, War­tungs­zy­klen oder auch die Be­schaf­fung von Produkten und Kom­po­nen­ten aus fairem Handel sein. Außerdem kann ein Auf­trag­ge­ber konkrete Ansprüche an Or­ga­ni­sa­ti­on, Qua­li­fi­ka­ti­on und Erfahrung des ein­ge­setz­ten Personals for­mu­lie­ren.

Sogar bei der Preis­ge­stal­tung haben Auf­trag­ge­ber viel Hand­lungs­spiel­raum: Sie können neben dem reinen An­schaf­fungs- oder Dienst­leis­tungs­preis auch weitere Details zu den Le­bens­zy­klus­kos­ten aus­for­mu­lie­ren: Was kostet die re­gel­mä­ßi­ge Wartung einer Groß­wär­me­pum­pe? Oder die Ent­sor­gung einer Wind­kraft­an­la­ge nach Ablauf der Nut­zungs­zeit? Und nicht zuletzt haben Auf­trag­ge­ber die Mög­lich­keit, die genannten Vorgaben und Qua­li­täts­kri­te­ri­en zu gewichten. Ließen sich also mit einer guten – oder besseren - Aus­schrei­bungs­pra­xis Pleiten, Pech und Pannen ver­hin­dern? 

Wunsch und Wirk­lich­keit in der Aus­schrei­bungs­pra­xis

„Im Prinzip ja“, sagt Sven Hohmann. Er ist Ge­schäfts­füh­rer der ibau GmbH, die sich seit 1957 mit Aus­schrei­bun­gen befasst und als erster kom­mer­zi­el­ler Anbieter öf­fent­li­che und private Aus­schrei­bun­gen für po­ten­zi­el­le Aus­schrei­bungs­teil­neh­mer zu­gäng­lich gemacht hat. „Wir sehen al­ler­dings“, so Hohmann weiter, „dass in der Praxis der schiere An­ge­bots­preis bis heute immer noch eines der wich­tigs­ten Kriterien bei der Auswahl ist.“

Hinzu kommt laut Hohmann, dass an­ge­sichts des Fach­kräf­te­man­gels in Deutsch­land und der aktuellen Roh­stoff­knapp­heit die Zahl der Be­wer­ber­un­ter­neh­men pro Aus­schrei­bung deutlich zu­rück­ge­gan­gen ist. „Es ist häufig nicht mehr so, dass auf eine Aus­schrei­bung eine Vielzahl von Bewerbern kommt“. Das schraube natürlich die Ansprüche auf Nach­hal­tig­keit merklich herunter. „Manche Auf­trag­ge­ber sind froh, wenn sich überhaupt genügend Be­wer­ber­un­ter­neh­men finden“, sagt Hohmann. 



Etwas besser sieht es grund­sätz­lich bei Groß­pro­jek­ten aus. Ab einem be­stimm­ten Auf­trags­wert müssen Aus­schrei­bun­gen EU-weit erfolgen. Damit soll erreicht werden, dass bei kost­spie­li­gen Vorhaben ein pro­duk­ti­ver Wett­be­werb unter möglichst vielen Bietern herrscht – und nicht lokale oder be­freun­de­te Anbieter bevorzugt werden. Doch auch hier müssen Auf­trag­ge­ber bei der Er­stel­lung der Ver­ga­be­un­ter­la­gen ihre Haus­auf­ga­ben machen: Wenn die Kriterien für Nach­hal­tig­keit nicht exakt for­mu­liert werden, lässt sich Nach­hal­tig­keit nicht au­to­ma­tisch über den Wett­be­werb erzielen. 

Blick in die Zukunft

Gefragt, ob das Thema Nach­hal­tig­keit an­ge­sichts wa­ckeln­der Lie­fer­ket­ten, stei­gen­der En­er­gie­prei­se und der Not­wen­dig­kei­ten der En­er­gie­wen­de in der Zukunft mehr Gewicht bei Ver­ga­be­ver­fah­ren hat, zeigt sich Sven Hohmann verhalten op­ti­mis­tisch. „Das Thema hat aktuell noch nicht den Schwung, den es haben könnte. Das liegt aber auch daran, dass Trends grund­sätz­lich eine Weile brauchen, bis sie sich in Ver­ga­be­ver­fah­ren ma­ni­fes­tie­ren – und dass die Situation aktuell durch echte Ver­sor­gungs­schwie­rig­kei­ten mit Bau- und Roh­stof­fen über­la­gert wird.“ Per­spek­ti­visch gesehen könne sich aber kein Auf­trag­ge­ber auf lange Sicht leisten, das Thema Nach­hal­tig­keit aus­zu­blen­den.

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